CDU-Logo


Langsamer Senat in schnellen Bussen

Als pdf: 20/252 | Langsamer Senat in schnellen Bussen (Schriftliche Kleine Anfrage)


BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG 20. Wahlperiode

Drucksache

20/2525
16.12.11

Schriftliche Kleine Anfrage
des Abgeordneten Klaus-Peter Hesse (CDU) vom 08.12.11 und

Antwort des Senats

Betr.:

Langsamer Senat in schnellen Bussen? Der Senat hat vor wenigen Tagen im Verkehrsausschuss seine Vorstellungen zum Busverkehr der Zukunft vorgestellt. Die CDU hatte bereits im Vorfeld mehrfach auf die Risiken und Probleme mit einer einseitigen Förderung des Busverkehrs hingewiesen. So werden erhebliche Beeinträchtigungen für den Individualverkehr entstehen und auch die Qualität der Beförderung wird sich aufgrund der begrenzten Kapazität von Bussen und der engen Verkehrsräume nicht merklich verbessern. Zudem werden Busse die prognostizierten steigenden Nutzerzahlen mittel- und langfristig nicht auffangen können. Umweltpolitisch ist diese Maßnahme fraglich, da erhebliche Investitionen in eine umweltfreundliche Busflotte erst ab 2020 getätigt werden sollen. Im Ausschuss wurde angekündigt, dass zurzeit mehr als 200 Einzelmaßnahmen konkretisiert werden, um das Konzept in zwei Phasen umzusetzen. Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

Das Arbeitsprogramm des Senats sieht vor, das bestehende Bussystem weiter zu entwickeln, zu optimieren und zu modernisieren. Ein erster Schritt in diesem Zusammenhang ist die Umsetzung eines Busbeschleunigungsprogramms zur kurz- bis mittelfristigen Sicherstellung einer ausreichenden Leistungsfähigkeit und einer hohen Verlässlichkeit auf hoch belasteten MetroBus-Linien. Zur Umsetzung dieses Programms werden zurzeit von den zuständigen Behörden, dem HVV und den betroffenen Verkehrsunternehmen Vorschläge für geeignete Maßnahmen erarbeitet. Wesentlicher Ansatz dabei ist, die Reisegeschwindigkeit der Busse zu erhöhen, um eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Buskapazitäten zu erreichen als auch über die größere Attraktivität für Fahrgäste mehr Einnahmen zu generieren. Innovativ dabei ist unter anderem, dass ganze Linien beschleunigt werden und nicht nur die Abwicklung des Busverkehrs an einzelnen Kreuzungen und Streckenteilen. Die Busse sollen auf der Fahrt vom Start bis zum Ziel besser vorankommen. Wenn die Fahrzeuge schneller durchkommen, können sie schneller wieder eingesetzt und zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden. Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), der Hamburger Hochbahn AG und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein AG/Pinneberger Verkehrsgesellschaft mbH wie folgt:


Drucksache 20/2525

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 20. Wahlperiode

1.

Welche konkreten Maßnahmen zu Beschleunigung von Bussen werden jeweils für die Ausbauziele A (bis 2016) und B (ab 2016) geprüft (bitte Aufzählung der Maßnahmen und Benennung der konkreten Örtlichkeit)?

Insgesamt umfasst der Untersuchungsrahmen zum Busbeschleunigungsprogramm nach derzeitigem Planungsstand rund 250 Einzelmaßnahmen des Ausbauziels A mit unterschiedlichem baulichem Umfang, die zurzeit auf Effektivität und Machbarkeit geprüft werden. Diese Liste unterliegt im derzeitigen Planungsstadium noch Veränderungen. Bisher sind folgende Maßnahmen für eine Umsetzung identifiziert: • • • • • Umbau des Knotenpunktbereiches Edmund-Siemers-Allee/Grindelallee Umbau des Knotenpunktbereiches Grindelallee/Hallerstraße inklusive Verbesserung der Umstiegssituation zwischen den MetroBus-Linien 4, 5 und 15 Umbau des Knotenpunktbereiches Hoheluftchaussee/Gärtnerstraße inklusive Verbesserung der Umstiegssituation zwischen den MetroBus-Linien 5, 20 und 25 Umbau des Eidelstedter Platzes zur Verbesserung der Gesamtverkehrssituation im Bus- und Individualverkehr Einrichtung einer durchgängigen Vorrangschaltung für Busse über mehrere Lichtsignalanlagen an den Linienabschnitten Stadionstraße – Engelbrechtsweg (MetroBus-Linie 2), Auf dem Sande – Neuer Pferdemarkt sowie Kressenweg – Böttcherkamp (MetroBus-Linie 3) und Bahnhof Dammtor – Siemersplatz (MetroBus-Linie 5) Neuordnung des Straßenraums zur Verbesserung der Betriebsabläufe im Busverkehr im Mühlenkamp und in der Papenhuder Straße.



Eine Veröffentlichung weiterer Maßnahmen im Einzelnen wird erfolgen, sobald sie planerisch durchgearbeitet sind und die Fachbehörden sowie der Senat sich damit befasst haben. Die konkreten Maßnahmen für die Linien des Ausbauziels B folgen im Anschluss an das Ausbauziel A. 2. Gibt es für die geplanten Maßnahmen Verkehrssimulationen, um die Vor- und Nachteile für alle Verkehrsteilnehmer darzustellen?

Nein. Die ausgewogene Berücksichtigung der Belange aller Verkehrsteilnehmer wird im Rahmen von verkehrstechnischen Beurteilungen der Einzelmaßnahmen sichergestellt. 3. Wo sollen genau wann Bussonderfahrstreifen mit welcher Länge entstehen? Sind Verkehrsverbände bei der Bearbeitung und Entwicklung der Maßnahmen eingebunden worden? Wenn ja welche? Wenn nein, warum nicht? Nein. Eine Einbindung der einzelnen Verkehrsverbände soll erfolgen, nachdem der Senat die Bürgerschaft über das Programm informiert hat. 5. Wie viele Kap- und Fahrbahnrandhaltestellen sollen wo entstehen? Welche Investitionssumme wird hierfür zur Verfügung gestellt? Erwartet der Senat hierdurch Nachteile für andere Verkehrsteilnehmer? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? 6. An welchen Kreuzungen soll es eine Bevorrechtigung des Busverkehrs an Lichtsignalanlagen geben und welche konkreten Auswirkungen haben diese auf den motorisierten Individualverkehr?

Eine konkrete Planung gibt es derzeit noch nicht. Im Übrigen siehe Antwort zu 1. 4.

Siehe Antworten zu 1. und 3.
2


Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 20. Wahlperiode

Drucksache 20/2525

7.

Welche speziellen Maßnahmen sind geplant, um Steilshoop, den Osdorfer Born und die Arenen besser anzubinden?

Durch die Aufnahme der MetroBus-Linien 3 (Innenstadt – Osdorfer Born – Schenefelder Platz) und 7 (Barmbek – Steilshoop) in die Kategorie „Ausbauziel A“ des Busbeschleunigungsprogramms wird sichergestellt, dass die Großwohnsiedlungen Osdorfer Born und Steilshoop sowie die Arenen eine verbesserte Erschließung durch den Busverkehr erhalten. Für diese Linien sind – wo erforderlich – Modernisierungen der Haltestellen geplant. Hierzu gehört im Wesentlichen eine Anhebung der Bordsteinkante auf mindestens 16 cm sowie – wo räumlich möglich und verkehrlich sinnvoll – die Anlage von Fahrbahnrand- oder Kap-Haltestellen, die durch die Busse geradlinig angefahren werden können. Beides trägt erheblich zu einem schnelleren und bequemeren Fahrgastwechsel und damit zu einer Reduzierung der Reisezeiten sowie einer Verbesserung der Barrierefreiheit bei. Neben den infrastrukturellen Anpassungen an Lichtsignalanlagen mit deren Programmen zur Busbeschleunigung, Fahrbahnen und Haltestellen ist auch die Angebotsplanung ein Bestandteil des Busbeschleunigungsprogramms. Hierzu gehören insbesondere Untersuchungen zu möglichen Angebotsausweitungen und Änderungen im Liniennetz, wie beispielsweise auch die Verlängerung der MetroBus-Linie 7 im Bereich des Bramfelder Dorfgrabens bis zum Bramfelder Dorfplatz. 8. Welche weiteren Maßnahmen plant der Senat, um den steigenden Nutzerzahlen im öffentlichen Personennahverkehr gerecht zu werden?

Der Aufbau eines modernen Busverkehrssystems in Hamburg umfasst neben der Realisierung eines Busbeschleunigungsprogramms außerdem die Untersuchung und Umsetzung von weiteren Ausbauperspektiven hinsichtlich Netz- und Angebotsplanung, Fahrweg, Haltestellen, Fahrzeugen, Information und Betrieb sowie die netzweite Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen im Bestandssystem. Im Bereich der Schnellbahnen sollen Ausbauprojekte, wie beispielsweise der Bau der S 4 und die Inbetriebnahme und die Verlängerung der U 4, umgesetzt sowie bei Bedarf weitere Angebotsverbesserungen vorgenommen werden. Des Weiteren soll der barrierefreie Ausbau der U-Bahn-Haltestellen deutlich beschleunigt werden. Zur Steigerung der Leistungsfähigkeit wurde bereits ab dem Jahr 2009 der Linientausch der U-Bahn-Linien U 2 und U 3 vollzogen. 9. Welche Maßnahmen sollen für die bis 2014 eingeplanten Realisierungsmittel in Höhe von 75 Millionen Euro umgesetzt werden?

Siehe Antwort zu 1. 10. Wie viele umweltfreundliche Busse sollen in den nächsten drei Jahren angeschafft werden? Mit welcher Technik werden sie betrieben? Im Rahmen der regelmäßigen Ersatzbeschaffung von Bussen werden ausschließlich Fahrzeuge angeschafft, die den aktuellen strengen Abgasnormen (derzeit Euro 5, ab 2014 Euro 6) entsprechen. Inwiefern in den nächsten drei Jahren weitere Busse mit innovativen Antriebstechnologien beschafft werden, hängt von den Erfahrungen mit den derzeit im Testbetrieb befindlichen Dieselhybrid- und Brennstoffzellenhybridbussen sowie von der grundsätzlich erreichten Marktreife dieser beziehungsweise weiterer Technologien ab. Dabei ist erklärtes Ziel der Hamburger Verkehrsunternehmen, weiterhin gegenüber den Busherstellern Technologie- beziehungsweise Innovationstreiber zu sein. 11. Ist beabsichtigt, die geplanten Bussonderfahrstreifen derart herzurichten, dass dort perspektivisch auch eine Stadtbahn fahren kann? Wenn ja, wie wird dies gewährleistet? Wenn nein, warum verbaut der Senat diese von vielen Fachleuten als sinnvoll erachtete Möglichkeit? Die Vorbereitung eines Stadtbahnbetriebs ist nicht Gegenstand der aktuellen Planungen für ein Busbeschleunigungsprogramm.

3